Kampf der Lobbyisten: Fossile Brennstoffe und Chemieindustrie dominieren globale Plastikvertragsverhandlungen
In den dieswöchigen Verhandlungen über den Plastikvertrag in Busan, Südkorea, stellten Lobbyisten der fossilen Brennstoff- und Chemieindustrie zusammen die größte Delegation dar, wie eine neue Analyse des Center for International Environmental Law (Ciel) ergab. Die Analyse basiert auf der vorläufigen Liste der Teilnehmer des INC-5 des UN-Umweltprogramms und kommt zur Halbzeit der finalen Verhandlungen, in denen ein globaler Plastikvertrag finalisiert werden soll.
Im Jahr 2022 startete die UN-Umweltversammlung einen zweijährigen Prozess zur Schaffung eines weltweit ersten verbindlichen globalen Vertrags, der den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen von der Produktion bis zur Entsorgung behandeln würde. INC-5 markiert die fünfte und letzte Verhandlungsrunde.
Die Zahl von 221 Lobbyisten ist wahrscheinlich konservativ, da die Methodik darauf beruht, dass Delegierte bei den Gesprächen ihre Verbindungen zu Interessen der fossilen Brennstoff- oder Chemieindustrie offenlegen, und einige Lobbyisten „können sich entscheiden, ihre Verbindung nicht offenzulegen“, so die Umweltrechtsorganisation.
Die Analyse zeigte, dass fossile Brennstoff- und Chemieindustrie-Lobbyisten zusammen die „größte einzelne Delegation“ bei INC-5 sein würden und deutlich mehr als die 140 Vertreter aus dem Gastgeberland Südkorea. Ebenso übertrifft die Anzahl der Lobbyisten die Delegationen der EU und aller ihrer Mitgliedstaaten zusammen (191) sowie die 89 Delegierten aus den pazifischen Inselstaaten und die 165 aus den lateinamerikanischen und karibischen Ländern.
Die Analyse identifizierte 16 Lobbyisten in nationalen Delegationen, darunter solche aus China, der Dominikanischen Republik, Ägypten, Finnland, Iran, Kasachstan und Malaysia. Dow (5) und ExxonMobil (4) gehörten zu den „am besten vertretenen fossilen Brennstoff- und Chemieunternehmen mit zahlreichen Lobbyisten“, die an den Gesprächen teilnehmen.
Die Umweltrechtsorganisation forderte die Versammlung auf, „den Verhandlungsprozess vor Industrieeinflüssen zu schützen“ und starke Konfliktinteressenrichtlinien umzusetzen, „damit die Verhandlungen über den Plastikvertrag nicht zu dem gleichen Stillstand führen wie bei den Klimaverhandlungen“.
Team
Rike – Diplom-Volkswirtin mit einem ausgeprägten Interesse an internationalen Wirtschaftsbeziehungen und gesellschaftlichen Entwicklungen.
Christian – Diplom-Finanzwirt (FH) mit fundierter Erfahrung im öffentlichen Sektor und einem Fokus auf finanzpolitische Analysen.
Obwohl wir in vielen Fragen unterschiedliche Perspektiven einnehmen, teilen wir die Überzeugung, dass ein umfassendes Verständnis globaler Ereignisse nur durch die Betrachtung vielfältiger Standpunkte möglich ist.