Inmitten der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten gibt es ein bemerkenswertes Opfer: die Bewegung zur nuklearen Nichtverbreitung. In den letzten Jahren wurden die Konflikte in beiden Regionen durch die Tatsache geprägt, dass Russland und Israel über Atomwaffen verfügen, während ihre Gegner in unmittelbarer Nachbarschaft dies nicht tun.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat das nukleare Arsenal seines Landes genutzt, um eine stärkere westliche Unterstützung für die Ukraine abzuschrecken. Putin hat mehrfach den Vereinigten Staaten und ihren Nato-Verbündeten mit einem katastrophalen Krieg mit Russland gedroht, der den Einsatz „aller Mittel“ beinhalten würde, die Moskau zur Verfügung stehen.
Diese Drohungen haben viele in der Ukraine dazu veranlasst zu überlegen, ob die Invasion Russlands verhindert worden wäre, wenn die Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 ihre Atomwaffen nicht aufgegeben hätte. „Wer hat Atomwaffen aufgegeben?“ sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf dem Gipfel des Europäischen Rates in Brüssel letzte Woche. „Die Ukraine. Wer kämpft heute? Die Ukraine.“
Im Nahen Osten hat sich der Krieg im Gazastreifen schnell ausgeweitet, was einen US-Beamten veranlasste, diese Woche zu erklären, dass der Konflikt “außer Kontrolle geraten“ sei. Die jüngste Bodeninvasion Israels im Süden des Libanon hat etwa ein Fünftel der Bevölkerung des Landes vertrieben.
Diese Eskalationen wären vielleicht weniger machbar oder wahrscheinlich gewesen, wenn Israel glaubwürdigen Bedrohungen durch nukleare Vergeltung in der Region ausgesetzt gewesen wäre. Obwohl Israel weithin bekannt ist, Atomwaffen zu besitzen, verfügt keiner seiner Nachbarn über ein nachgewiesenes Arsenal.
Ein Gegensatz dazu ist die Situation in Südasien. Seit Jahrzehnten hat Indien volatile Grenzstreitigkeiten mit China und Pakistan. Diese Streitigkeiten führten im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einer Reihe von Kriegen. Dieses Muster änderte sich mit der Jahrtausendwende, als Indien und Pakistan jeweils Atomwaffen getestet und entwickelt haben. Seitdem ist trotz gelegentlicher Scharmützel, gegenseitigem Beschuss und scheinbar unüberwindlicher Feindseligkeit keiner dieser Konflikte einer groß angelegten Bodeninvasion durch eine Partei nahegekommen.
