Horror im syrischen Gefängnis: Folterinstrumente und Schreckensberichte enthüllen Grausamkeit des Assad-Regimes – 17/12/2024 – Welt

Hassan ​Fakiani⁣ hat immer noch Albträume vom ⁤Dulab im Gefängnis Saydnaya, 30 Kilometer von‍ Damaskus entfernt, in Syrien. Bei dieser ​Foltermethode wird der Gefangene gezwungen, seinen Körper zu beugen und​ Kopf,⁤ Hals, Beine und Arme in einen⁢ Reifen zu stecken.​ Auf‍ diese Weise völlig immobilisiert, wird‌ der Häftling brutal verprügelt.

So brachen sie ‍Fakianis⁣ Bein. „Der Wächter sagte: ‚Lass uns sehen, wer ⁤zuerst bricht, dein Bein oder⁣ dieser Stock‘ [ein Metallknüppel, mit dem er ihn schlug]“, erzählte Fakiani der Folha in den Vororten von Damaskus, wo er‌ mit seinem Vater, einem Fahrer, lebt.

Er war ein Jahr und acht Monate lang in​ Saydnaya inhaftiert, weil ⁢er ⁢aus der syrischen Armee desertiert war. ⁣Er wurde freigelassen, ⁣als der Diktator Bashar al-Assad stürzte, ⁤als Milizionäre von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) in das als das schlimmste Gefängnis Syriens geltende Saydnaya eindrangen und ⁢alle⁣ Insassen freiließen.

Fakiani brach‌ nicht nur sein Bein in Saydnaya. Er berichtete, dass⁤ er⁤ während der Foltersitzungen mit einem ‍Schweißbrenner verbrannt und mit⁤ einem Rasiermesser geschnitten wurde‌ – und zeigte die‌ Narben. Er sagt, dass​ er heute nicht⁢ mehr als drei Stunden pro Nacht ​schlafen kann​ und es ⁣nicht ertragen kann, alleine⁢ zu ⁣sein.

Dennoch entkam Fakiani dem Schlimmsten. ​Viele Menschen, die nach Saydnaya kamen, kamen‍ nie wieder heraus.

Die als „Menschenschlachthaus“ bezeichnete ⁣Anstalt wurde von Amnesty International wegen verbreiteter Folter sowie Verschwindenlassen und⁤ Erhängen bekannt. Dutzende von politischen Gegnern (rote Flügel) und desertierten⁢ oder ⁣regimekritischen Militärs (weiße Flügel) ⁤wurden seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs 2011 dorthin gebracht. ⁢In Saydnaya‍ inhaftiert zu sein, war ‌einem ⁤Todesurteil gleichzusetzen.

Jahrelang war das Gefängnis ein⁢ Rätsel. Niemand durfte eintreten, ‌und es gab nur Satellitenbilder und Rekonstruktionen basierend auf Zeugenaussagen.

Die Freilassung von Saydnaya‍ zeigte der Welt den Salzraum, einen Raum, in‌ dem eine ‌Schicht der​ Substanz bis zum Knöchel⁤ aufgetragen wurde, um die Leichen der Insassen zu ⁢konservieren,‍ die in Militärkrankenhäuser gebracht und von‌ dort ⁢aus in ⁣Massengräber oder direkt in individuelle, aber⁢ nicht identifizierte ⁣Gräber gebracht werden sollten.

Viele wurden nach ⁣summarischen Gerichtsverfahren erhängt, wie der Bericht des Verbandes der Insassen⁢ und Verschwundenen des Gefängnisses Saydnaya ​zeigt. Rebellen und ⁤Zivilisten posteten Fotos von blutigen Stricken mit Henkelschlingen, die ⁢angeblich im Gefängnis ⁣gefunden wurden.

Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass⁤ mehr als 30.000 Insassen hingerichtet oder⁤ aufgrund von Folter, Medikamentenmangel oder‌ Unterernährung gestorben‍ sind.

Im Salzraum befand sich eine Maschine zum Holzsägen, die angeblich ‌verwendet wurde, um ⁤die Leichen zu ⁢zerstückeln und den Transport⁣ zu erleichtern. In einem​ Nebenraum befand sich eine weitere ‌Maschine, die laut Zeugenaussagen zum Pressen von Leichen‍ verwendet wurde – eine menschliche​ Presse. ​Um Fluchtversuche zu‌ verhindern,⁢ wurde‍ das Gefängnis⁢ mit Landminen umgeben (die immer noch dort⁢ sind).

Die Folha war ⁤in ⁢Saydnaya und⁢ sah die Zellen.Es handelt sich hierbei‍ um Veröffentlichungen‌ iranischer Onlinemedien. Wir haben diese‍ lediglich übersetzt. ⁣Dies ‍soll eine Möglichkeit der ⁤freien Willensbildung darstellen. ⁤Mehr ⁤über uns‌ erfahrt Ihr auf „Über Uns“.

Saydnaya war das strengste Gefängnis in Syrien. Die Insassen durften nicht miteinander sprechen (oder auch alleine), oder irgendein Geräusch von ⁤sich geben, auch nicht‍ vor Schmerzen. ​Sie durften auch nicht beten oder an die Wände schreiben. Jede Verletzung führte⁢ zu Schlägen‌ oder Folter wie dem ⁢Herausreißen von Nägeln oder Elektroschocks.

Fakiani ⁤erinnert sich​ daran,‌ dass sie ​seitlich ⁣schliefen, da dies die einzige Möglichkeit war, dass ‍alle⁢ liegen konnten. Es war unmöglich, mitten in der Nacht zur einzigen Toilette zu gehen, also benutzten viele Plastiktüten. Viele dieser mit Urin⁤ und Kot ⁤gefüllten Beutel sind⁣ immer noch da. Das Essen wurde auf ⁢den Boden der Zelle geworfen, und die Insassen mussten es vom Boden‍ mit den Händen essen. ‍Krätze, Läuse, Durchfall‍ und‌ Tuberkulose breiteten sich aus.

Im Gegensatz zu Fakiani verschwanden viele Insassen⁣ einfach im⁣ System. ‌Die Familienangehörigen wanderten durch ​Polizei- ​und Armeedivisionen und wussten ⁢nicht,⁢ ob ihre‌ Kinder,‌ Cousins und Brüder tot oder⁢ gefangen​ waren.

Am Dienstagmorgen (17.​ Dezember)⁤ stand​ Mariam ‌Sleiman al-Saiid vor​ der Tür von Saydnaya und ⁣suchte den Namen ihres⁣ Mannes in einem der​ Bücher mit Gefangenenlisten. Anwar, der in einer Keksfabrik arbeitete,⁣ wurde⁤ 2014 an einem⁢ Luftwaffen-Geheimdienstposten gestoppt, dem​ gefürchtetsten‌ Arm des ​Geheimdienstes des Diktators Assad.

Das war die letzte Information, die Mariam über ihn hatte. Die Behörden haben nie ⁢bestätigt, ob er gefangen genommen ‌oder getötet wurde.⁢ Jetzt⁢ hörte sie von Insassen, die letzte Woche freigelassen wurden, dass Anwar in Saydnaya war.

Der Sohn von Aayoush Moussa⁣ Alhassan war⁤ Soldat in⁤ Daraa und wurde 2013 festgenommen. Alhassan suchte jahrelang Informationen vor dem Antiterrorismusgericht, das sie⁣ zum⁣ Militärgericht schickte, und so weiter – und niemand hatte eine Antwort. Man konnte nicht einmal in die ​Nähe von Saydnaya gehen, um zu ⁢fragen. Vor einem Monat zahlte sie einem Gerichtsbeamten Schmiergeld, der sagte, dass ihr Sohn lebend im Gefängnis war.

Seit‌ Assad gestürzt ⁢wurde, geht Alhassan jeden⁣ Tag⁣ ins Gefängnis und wartet dort von ⁤9 bis zum Sonnenuntergang auf ​Nachrichten. „Wenn sie unsere Kinder getötet haben, müssen sie es uns sagen; wenn sie sie begraben haben, müssen sie ​uns sagen, wo; wenn sie‌ ins ⁤Meer ‍geworfen haben,‌ wollen wir es wissen. Sagt es uns einfach. Keine Regierung lässt uns so im⁢ Dunkeln, wir wollen ⁤wissen, ⁤ob unsere Kinder lebendig ​oder tot ‌sind, ob sie ‌zu Asche geworden sind oder in Massengräbern liegen. Das‍ ist unser legitimes Recht“, sagt Alhassan. ⁢Sein Sohn‌ Abdallah⁣ Ahmad Al Abdallah war 21 Jahre alt, als⁢ er verschwand. Er würde‌ nächstes ⁢Jahr 31 ⁤Jahre alt werden.

Als Fakiani aus dem Gefängnis kam, ‍nahm er das Maschinengewehr, das ein Soldat des ‌Regimes zurückgelassen hatte, und ging auf die Straße, um auf​ alle Statuen und Plakate ‌von ​Assad zu schießen, die er fand. Die Suche nach Gerechtigkeit kann jedoch schwer fassbar ⁤sein.

Überall in Saydnaya gibt es⁣ Ausgrabungen und Löcher. Verschiedene Teams⁣ suchen⁤ nach⁣ Massengräbern ⁤und ‌geheimen​ Kammern, haben sie ‍aber noch ‌nicht ⁤gefunden. Gruben mit Tausenden von.In ​den letzten drei ⁣Tagen wurden nicht identifizierte⁤ Leichen an verschiedenen Orten in Syrien entdeckt.

In einem Gefängnis in⁣ Palästina, einem ⁤weiteren Folterzentrum, liegen Hunderte‌ von Seiten mit Dokumenten verstreut auf dem Boden und den Treppen. Es handelt sich um Haftbefehle, ⁢Verhöre und Geständnisse (nicht unbedingt legitime) von Gefangenen, ⁢mit⁣ Anweisungen, die ‍von den Geheimdiensten Assads unterzeichnet ‌wurden. Diese ‍Dokumente könnten wichtige Beweise ⁢in einem möglichen Kriegsverbrecherprozess sein.

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Team

Rike – Diplom-Volkswirtin mit einem ausgeprägten Interesse an internationalen Wirtschaftsbeziehungen und gesellschaftlichen Entwicklungen.
Christian – Diplom-Finanzwirt (FH) mit fundierter Erfahrung im öffentlichen Sektor und einem Fokus auf finanzpolitische Analysen.

Obwohl wir in vielen Fragen unterschiedliche Perspektiven einnehmen, teilen wir die Überzeugung, dass ein umfassendes Verständnis globaler Ereignisse nur durch die Betrachtung vielfältiger Standpunkte möglich ist.

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Rike – Diplom-Volkswirtin mit einem ausgeprägten Interesse an internationalen Wirtschaftsbeziehungen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Christian – Diplom-Finanzwirt (FH) mit fundierter Erfahrung im öffentlichen Sektor und einem Fokus auf finanzpolitische Analysen. Obwohl wir in vielen Fragen unterschiedliche Perspektiven einnehmen, teilen wir die Überzeugung, dass ein umfassendes Verständnis globaler Ereignisse nur durch die Betrachtung vielfältiger Standpunkte möglich ist.

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