Website-Icon Perspektiven Global

EZB fordert Sparmaßnahmen zur Einhaltung der EU-Haushaltsziele

Die langfristige Rückkehr der Eurozonenländer zu den offiziellen Haushaltszielen der EU würde laut einer Forschungsarbeit der Europäischen Zentralbank vom ⁣Mittwoch, dem 19. Juni, umfangreiche Sparmaßnahmen erfordern. Insgesamt müssten die 20 Eurozonenländer theoretisch ab 2025 ihre⁢ Ausgaben strukturell um ​durchschnittlich 5% ihres BIP reduzieren, um bis 2070 wieder auf ein Verhältnis von öffentlicher Verschuldung zum ⁢Bruttoinlandsprodukt (BIP) ​von 60% zurückzukehren. Eine solche Haushaltskonsolidierung ist ‍nicht ungewöhnlich, erklärt die Studie, hat aber historisch gesehen​ hauptsächlich nach einer schweren öffentlichen Finanzkrise ⁢stattgefunden.

Die Schätzungen der Studie umfassen zwei Dimensionen. Die erste berücksichtigt einfach den bereits verschlechterten Zustand der öffentlichen Finanzen der Eurozonenländer. Nach der Eurokrise, der Covid-19-Pandemie und dem Schock‍ durch den jüngsten Anstieg der⁣ Inflation ​sind viele Länder, darunter ⁢Frankreich, weit von dem offiziellen Ziel ⁣eines Verhältnisses von 60% öffentlicher Verschuldung zum BIP entfernt, wie es von den EU-Verträgen gefordert wird. Um‌ dieses Limit bis 2070 zu erreichen, müssten die öffentlichen ‍Ausgaben um durchschnittlich 2% des⁣ BIP pro Jahr gekürzt werden. Die Slowakei, Italien und Frankreich, die zu den Ländern gehören, die eine Haushaltskonsolidierung‍ von mehr als 4% ⁤benötigen, wären laut dieser Analyse die drei am stärksten gefährdeten Länder.

Neben⁢ diesem aktuellen, gut dokumentierten Haushaltsrückgang ⁢wies ⁣die Studie auf ‍drei langfristige​ Herausforderungen hin, die schwer auf die öffentlichen‍ Finanzen ⁤dieser Länder lasten ‍werden. Die erste ist die enorme demografische⁢ Bombe des Alterns der Bevölkerung und des Rückgangs‌ der⁣ Geburtenraten. Dies wird die Kosten für Renten- und Gesundheitssysteme erhöhen. Um ⁣damit ⁤umzugehen, müssten die ​öffentlichen Ausgaben insgesamt ⁢um 1,4% des BIP erhöht werden,⁣ so die Studie. Frankreich ist in dieser Hinsicht eines der am wenigsten gefährdeten Länder, während⁤ Spanien (das zusätzliche​ Ausgaben von 3% benötigen wird), Belgien (2%) und Deutschland (knapp 1,5%) zu den verwundbarsten gehören.

Die zweite Herausforderung ist die ‍Rückkehr des Krieges in ‌Europa. Um das ‍NATO-Ziel von 2%​ des BIP eines Landes, das seinem Verteidigungshaushalt zugewiesen wird, zu erreichen, müssten die Eurozonenländer ihre Militärausgaben um 0,5% ihres Gesamtbip erhöhen. Auch hier⁤ ist Frankreich weniger gefährdet, da es bereits nahe am offiziellen Ziel liegt.

Die dritte Herausforderung ist⁣ der Klimawandel.​ Der Artikel geht davon aus, dass die EU ihr Versprechen von ⁣“Netto-Null-Emissionen“ von Treibhausgasen bis 2050 einhalten wird, was es ermöglichen würde, die globale Erwärmung auf 2ºC zu begrenzen. Einerseits würde dies eine jährliche ⁤Ausgabenerhöhung von‌ rund 0,4% des BIP erfordern. Andererseits würden auch vermehrte extreme Wetterereignisse erhebliche‍ Kosten verursachen, ​die bis 2032 für die acht Länder, die am stärksten von solchen Phänomenen betroffen sind, 2% des BIP pro Jahr‍ erreichen würden.

https://perspektiven-global.de/wp-content/uploads/2024/06/audio_1718968162.mp3?_=1
Die mobile Version verlassen