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Mitten im Ukraine-Krieg: Die knifflige Aufgabe, einen französischen Botschafter nach Russland zu ernennen

Inmitten des militärischen Konflikts‍ in der Ukraine war die Wahl eines neuen ⁢französischen Botschafters in Russland für Paris⁤ eine besonders heikle Angelegenheit. Nach Informationen, die Le Monde vorliegen, wurde der 61-jährige Nicolas de Rivière, der derzeit als Frankreichs Vertreter bei den Vereinten Nationen⁣ in ‍New York tätig ist, während einer Kabinettssitzung am 6. November leise für den Posten in Moskau ernannt. Gemäß diplomatischer Gepflogenheiten ⁣bleibt seine offizielle Ernennung jedoch ⁣der ‌Zustimmung der russischen Behörden vorbehalten, zu einer Zeit, in der die Beziehungen ⁣zwischen Paris und Moskau,​ fast 1.000 Tage nach dem Beginn der großangelegten Invasion der Ukraine,​ kühl, aber nicht abgebrochen sind.

Die‌ Position in Moskau war seit dem Sommer vakant, nachdem Pierre Lévy kurz nach seinem 69. Geburtstag‌ nach⁣ mehr als vier Jahren als Leiter der Botschaft abgereist war. Im Januar 2020 ernannt, wurde er bald in die Bewältigung der Covid-19-Krise und im Februar⁢ 2022 in die „besondere⁢ militärische Operation“ verwickelt,⁢ die der⁤ Kreml in der Ukraine gestartet hatte.​ Seit‌ Beginn des ⁢Konflikts steht Russland unter westlichen Sanktionen, und der Kontakt⁤ zwischen russischen Beamten und ihren ⁢europäischen und amerikanischen ‌Kollegen wurde auf ein absolutes Minimum reduziert.

Aus ​Angst vor Komplikationen⁤ hatten die französischen Behörden Lévys Amtszeit in der russischen Hauptstadt so​ lange wie möglich verlängert, um nicht ⁢die‍ Zustimmung Moskaus‍ einholen zu müssen. Im Mai 2022⁣ wurde Lévy vom ​Präsidenten Emmanuel Macron zum‌ Botschafter Frankreichs befördert, eine außergewöhnliche Belohnung für seine⁢ Dienste an der Nation. In der Theorie hätte er Moskau dann in diesem Jahr verlassen sollen. Das Außenministerium ‍hielt ihn jedoch weitere‍ zwei Jahre in⁢ der Position, die nicht weiter verlängert werden konnte.

Seit diesem Sommer ist Zacharie Gross de facto Leiter der Botschaft, der⁢ im August als Ministerrat in Moskau ankam und in Abwesenheit ‍eines Botschafters als Geschäftsträger fungierte. Neben ⁢der Ukraine mangelte es während​ seiner Amtszeit ⁢nicht an brisanten Themen. Am ​24. August wurde Pavel Durov, der russische Gründer und CEO der Messaging-Plattform Telegram, am Pariser Vorortflughafen Le Bourget festgenommen,⁢ anderthalb ‌Monate​ nachdem gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen 12 Anklagepunkten, hauptsächlich im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität, eingeleitet⁤ worden‍ war. Er wurde ⁢unter der Bedingung freigelassen, dass er das französische Hoheitsgebiet nicht verlassen durfte.

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