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Do Rzeczy - Polen

Wer sollte zuerst beseitigt werden? Die Jagd nach Polens Sonderfahndungsbuch

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Niemcy ‌hatten bei Beginn des Zweiten Weltkriegs einen‌ genauen Plan, wie​ sie nicht nur das Gebiet des Feindes besetzen, sondern auch neue⁣ Ordnungen in den eroberten⁣ Gebieten organisieren würden. Die Schlüsselfrage war ​die Unterwerfung⁤ der Bevölkerung in‌ Polen und ⁣anderen slawischen Ländern ‌(wie im Generalplan ‌Ost beschrieben).

Um die widerspenstigen​ Polen zu pacifizieren, war es ⁤für die Deutschen von entscheidender Bedeutung, sich zunächst ‍mit der Elite, also den ⁢gebildeten und angesehenen Personen in ihren Gemeinschaften, auseinanderzusetzen.

Grzegorz Bębnik schreibt in seinem‍ Artikel „Sonderfahndungsbuch Polen. Specjalna Księga Gończa dla⁤ Polski“ („Biuletyn IPN“, 9/2017): „Es sieht unscheinbar aus. Kleinformatig, gleicher Umfang, als Herausgeber wird das ‌Kriminalpolizeiamt​ des Reiches angegeben. Im Inneren ‌- bereits vergilbte, dicht bedruckte Seiten. Darauf‌ stehen Namen, Namen, Namen… Hinter fast jedem verbirgt sich ein⁢ Besatzungsdrama.“

Das „Sonderfahndungsbuch Polen“ ‌bedeutet auf Polnisch „Spezialbuch der Polen,⁤ die mit⁢ Haftbefehl​ gesucht werden“. Auf dieser Liste standen fast 9.000 polnische Namen, die aus Sicht der Deutschen die größte Bedrohung darstellten. Diese Liste wurde Ende 1939 in Buchform in Berlin gedruckt (möglicherweise Mitte Dezember).

Prof. Grzegorz Bębnik widmete dem „Sonderfahndungsbuch Polen“ viel Aufmerksamkeit. Dank ihm konnte die Geschichte dieses kriminellen Dokuments besser verstanden und einige oft schwerwiegende Unstimmigkeiten‍ geklärt werden,‌ die im⁤ Zusammenhang mit der deutschen Proskriptionsliste von 1939 auftreten.

Bis ⁤heute sind​ wahrscheinlich nur zwei Exemplare ‌des Buches‌ „Sonderfahndungsbuch Polen“ erhalten geblieben. ⁢Eines wird‌ in ‌der ‍Zweigstelle des ‍IPN-Forschungsbüros in Katowice aufbewahrt, das andere in der Schlesischen Bibliothek in Katowice. Obwohl die Bücher ungefähr zur gleichen Zeit gedruckt wurden, unterscheiden sich ihre⁣ Inhalte leicht voneinander – im IPN-Exemplar finden sich zusätzliche Namen oder Zettel mit persönlichen ⁤Daten weiterer Polen.

Bevor die Deutschen am 1. September‍ 1939 in Polen ⁤einfielen,‌ hatten sie bereits eine Liste von Personen vorbereitet, die ⁢nach dem Einmarsch in die Grenzen der Republik festgenommen werden⁢ sollten (die sogenannte „spezielle Such-/Haftbefehlsliste‌ für Polen“). Es gibt keine bekannte Originalversion dieser Liste, aber ihr Existenz ist‌ unbestreitbar – sie ist aus anderen deutschen Dokumenten bekannt. Diese Liste von ‍Polen wurde hauptsächlich von⁣ Mitgliedern der Einsatzgruppen verwendet, die den‌ Auftrag​ hatten, die vorhandenen Daten zu ⁢ergänzen und ⁤zu ⁣präzisieren. Auf diese Weise​ erstellten die deutschen Sicherheitsdienste, ⁢die kurz⁢ nach der deutschen Armee in Polen einmarschierten, immer genauere Listen von Personen, die für die Deutschen „unsicher“ waren.

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Die „vorläufige“ Liste der Polen, die liquidiert werden ⁤sollten, wurde also systematisch ergänzt und verbessert. Ende 1939, als die deutsche ​Verwaltung in Polen bereits „gefestigt“ war, war das Verzeichnis ⁢der Polen praktisch fertig. Zu diesem Zeitpunkt wurde beschlossen, das „Sonderfahndungsbuch Polen“‍ herauszugeben.Die „Sonderfahndungsbuch Polen“ war eine⁣ Liste von Personen, die als „besonders gefährlich für das Reich“ eingestuft wurden. Insgesamt enthielt die Liste 8.800 Namen von ‌polnischen Politikern, Künstlern, Sportlern⁤ und verdienten Personen. Die Erstellung des „Sonderfahndungsbuch Polen“ lag hauptsächlich in der Verantwortung ⁢des Reichskriminalpolizeiamtes, das mit Unterstützung des Sicherheitsdienstes ​(SD), der Volksdeutschen ‌Mittelstelle, des⁤ Auswärtigen Amtes, des Reichsministeriums des Innern und der deutschen Konsulate in Polen erstellt wurde.⁣ Auch Mitglieder ⁢der​ deutschen​ Minderheit halfen bei der Identifizierung von Polen, die⁣ beseitigt ‍werden sollten. Deutsche Journalisten, die in Polen akkreditiert waren, trugen ebenfalls zur Erstellung des‍ Registers bei.

Neben dem ‍Namen enthielt die Liste⁤ auch die Adresse des Opfers, Informationen zum Beruf oder ‌zur Parteizugehörigkeit. Für‍ jede Person wurden auch spezifische‍ Symbole hinzugefügt, die anzeigten, wie mit​ ihnen ⁢umzugehen war,‍ wenn sie festgenommen wurden. Nach jedem‍ Buchstaben des Alphabets gab es auch leere​ Seiten, auf ‍denen Personen ⁤vermerkt werden ⁤sollten, die später als gefährlich identifiziert wurden, aber zuvor nicht‌ auf der ⁢Liste‌ standen.

Obwohl das „Sonderfahndungsbuch‍ Polen“ sorgfältig erstellt wurde, enthielt es dennoch viele Fehler. Unklarheiten traten bei der Schreibweise von Namen oder Orten auf, die ⁤auf die Eile​ der Personen zurückzuführen waren, die ‌Polen identifizierten, ​sowie ‌auf einfache Nachlässigkeit.

Neben ​dem​ Buch, das im gesamten besetzten ​Polen‌ verwendet⁣ wurde und regelmäßig aktualisiert wurde, gab es auch regionale Register von Polen, die von den‌ Deutschen beseitigt werden sollten. Wie Professor Bębnik in​ dem oben​ genannten Text feststellte, sollten die „regionalen Fahndungsbücher“ eher als eine eigenständige Initiative der ‌örtlichen deutschen Bevölkerung angesehen werden.