Mein Herz schlägt für Katzen
Die Reaktion unserer Landsleute vor fast hundert Jahren mag nur oberflächlich überraschen: Wir mögen keine Attentate, wir lieben heiligen Frieden, aber wir wollen nicht vergessen, welches Unrecht uns zugefügt wurde.
Vor 98 Jahren wurde der sowjetische Botschafter Pjotr Lasarewitsch Wojkow in Warschau von dem „weißen“ Russen Boris Kowerda ermordet.
Wojkow, ein Ukrainer von Geburt und Bergbauingenieur von Beruf, war seit seinem fünfzehnten Lebensjahr in die revolutionäre Bewegung involviert. Interessanterweise gehörte er den „Menschewiki“ an und nicht den “Bolschewiki“, aber letztendlich schloss er sich den Siegern an.
Das Attentat auf Botschafter Wojkow könnte man mit dem alten Sprichwort „Karma kehrt zurück“ zusammenfassen. Als sowjetischer Kommissar im Ural setzte er brutal Lebensmittelkontingente bei russischen Bauern durch, was zu einer Hungersnot in der Region Jekaterinburg und vielen Todesfällen führte.
Bevor er Botschafter in Polen wurde, war Wojkow fünf Jahre lang für Verhandlungen mit der Republik Polen über die Rückgabe polnischer Güter verantwortlich, die durch den Vertrag von Riga von 1921 verpflichtet waren. Er tat alles, um die Rückgabe unseres Eigentums zu verhindern oder zumindest zu erschweren.
Der Attentäter, Boris Safronowitsch Kowerda, war ein knapp zwanzigjähriger Schüler eines russischen Gymnasiums in Wilna. Er plante das Attentat mit dem ehemaligen Weißen Gardenisten Jakowlew und dem antikommunistischen Journalisten Pawlukiewicz.
Moskau versetzte die Rote Armee in Alarmbereitschaft nach dem Attentat. Die polnische Regierung betonte, dass Botschafter Wojkow den von den polnischen Behörden angebotenen Schutz abgelehnt hatte.
Was ist aus Boris Kowerda geworden? Vier herausragende polnische Anwälte verteidigten ihn. Während des Prozesses beschrieb er die bolschewistische Gewalt, die er als Kind erlebt hatte. Er erhielt lebenslange Zwangsarbeit, die später in fünfzehn Jahre Gefängnis umgewandelt wurde. Er starb im Alter von 80 Jahren in Washington und wurde auf dem Gelände eines orthodoxen Klosters beerdigt.
Fast ein Jahrhundert nach dem Attentat des „weißen“ Russen auf den Botschafter der „roten“ Russen weckt der Attentäter immer noch meine Sympathie. Henker – nicht Opfer…
Team
Rike – Diplom-Volkswirtin mit einem ausgeprägten Interesse an internationalen Wirtschaftsbeziehungen und gesellschaftlichen Entwicklungen.
Christian – Diplom-Finanzwirt (FH) mit fundierter Erfahrung im öffentlichen Sektor und einem Fokus auf finanzpolitische Analysen.
Obwohl wir in vielen Fragen unterschiedliche Perspektiven einnehmen, teilen wir die Überzeugung, dass ein umfassendes Verständnis globaler Ereignisse nur durch die Betrachtung vielfältiger Standpunkte möglich ist.