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Le Mond - Frankreich

Die tödlichen Konflikte im Nahen Osten

Der ‍0:0-Unentschieden der französischen Fußballmannschaft ‌gegen Israel am⁢ Donnerstag, ‍dem 14. November, im ‍weitgehend leeren Stade de France mit einer gedämpften⁤ Atmosphäre war ein enttäuschendes Ergebnis. Aber die Einsätze auf ‌dem ⁢Feld waren niedriger als die umgebenden. Es war am wichtigsten und glücklicherweise, dass das Spiel überhaupt‌ stattfand.

Eine Woche nach⁣ den Zusammenstößen in Amsterdam ⁣zwischen pro-palästinensischen ‍Aktivisten und israelischen Anhängern von Maccabi ⁣Tel-Aviv ​- geprägt von ⁣schockierenden rassistischen Auseinandersetzungen und⁣ unerträglichen Szenen des antisemitischen ‌Menschenjagd – demonstrierte Frankreich sein Engagement, jeden Versuch,⁤ den ⁤Nahostkonflikt auf seinen Boden zu importieren, ​zu widerstehen. Dank einer umfangreichen Polizeipräsenz machte Frankreich deutlich, dass es die Verwandlung eines sportlichen Ereignisses in ein Schlachtfeld ⁤nicht tolerieren würde und ⁣sich entschieden gegen eine Eskalation der Spannungen innerhalb⁤ seiner Grenzen aussprach.

Die gemeinsame Präsenz von Präsident Emmanuel Macron, seinen beiden Vorgängern ‍François Hollande und Nicolas⁢ Sarkozy sowie Premierminister Michel Barnier in den ⁢Rängen sendete in dieser Hinsicht eine klare ‍Botschaft. Ebenso wie auf ihre ‍eigene Weise das​ Fehlen ⁣des radikalen Linkenführers Jean-Luc‍ Mélenchon, der die israelisch-palästinensische Konfrontation zum zentralen Punkt seiner Strategie gemacht hat, um Einwandererbevölkerungen zu gewinnen. Er hatte gefordert, das Spiel ​abzusagen. Auch⁣ das ​Fehlen der rechtsextremen Führerin Marine Le Pen war bemerkenswert. Sie hat schnell den ‍Nahostkonflikt genutzt, um die ⁤anti-arabische ​Rhetorik ‌der extremen Rechten‌ zu schüren. Der⁤ Sprecher ihrer politischen‌ Partei, Julien ​Odoul, hatte‍ gefordert,⁤ das Spiel⁤ nach Korsika ​zu verlegen.

Seit dem Hamas-Terroranschlag in Israel am 7. Oktober 2023 hat die ⁣Zahl der ​antisemitischen ⁢Akte in Frankreich ein Niveau ‌erreicht,⁤ das ‌seit⁢ 1945‌ nicht mehr gesehen ⁣wurde: Juden, die 1%⁣ der französischen Bevölkerung ausmachen, sind ​das ​Ziel von⁢ 57% der rassistischen und antireligiösen Angriffe. ‌Während die ‌Bombardierung ‌Gazas durch die israelische Armee mit Zehntausenden von ⁤zivilen Opfern nur ‍starke Emotionen, Spannungen, Rhetorik und Haltungen hervorgerufen hat, ⁣die die⁣ Tendenz verstärkt haben, französische Juden⁢ oder Israelis mit den Politiken von Benjamin Netanyahu oder französische Araber‌ mit Terroristen zu identifizieren. Mehr denn je ⁣darf keine Form von ⁣Antisemitismus, der die ⁢Grundlage ​aller Rassismen⁤ bildet, toleriert werden.

lies auch:  Der Konflikt zwischen Netanjahu und Biden ist bezeichnend für das Unbehagen, das sich in die israelisch-amerikanischen Beziehungen eingeschlichen hat.

Während die Instrumentalisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts durch französische Politiker die täglich⁣ von‌ französischen Juden​ erlebte Unsicherheit verstärkt,‌ ist es unmöglich, ⁤die verheerenden Auswirkungen,‍ weit über den Nahen Osten hinaus, von Netanyahus Krieg in Gaza zu verbergen, dessen Zweck ⁤dem Verständnis entgeht. Die Nachrichten ​aus ⁣einem von​ mehr als einem Jahr tödlicher und verheerender​ Bombardierungen verwüsteten Gebiet, zu dem ⁢Israel seit mehr als einem Jahr ⁤den ‌internationalen Pressezugang verweigert ⁢hat, schüren die ⁤größten Bedenken. Beispiele sind die Anklage der ⁢israelischen ⁣pazifistischen Organisation B’Tselem und die Anklage des⁤ „ethnischen Säuberungsprozesses“⁢ im Norden Gazas ⁤durch die angesehene israelische Tageszeitung Haaretz. ​Die Bildung einer unverschämt pro-israelischen republikanischen Regierung in den USA wird⁢ die Spannungen⁢ wahrscheinlich nicht mildern.

In dieser giftigen Atmosphäre muss alles getan werden,⁤ um die Auswirkungen der sich ‍entwickelnden Metastasen zu⁤ begrenzen, insbesondere in Ländern⁢ wie Frankreich, in denen große jüdische und arabische Minderheiten Seite an Seite leben. Anstelle der politischen Instrumentalisierung benötigen die Gifte von Rassismus und Antisemitismus ​dringend einen klaren, vereinigenden ‍Gegen-Diskurs von den höchsten Autoritäten der Regierung, der in der Lage ist, den Wettbewerb⁤ um ⁢Schmerz und‌ Angst zu ‍beruhigen.

Team

Rike – Diplom-Volkswirtin mit einem ausgeprägten Interesse an internationalen Wirtschaftsbeziehungen und gesellschaftlichen Entwicklungen.
Christian – Diplom-Finanzwirt (FH) mit fundierter Erfahrung im öffentlichen Sektor und einem Fokus auf finanzpolitische Analysen.

Obwohl wir in vielen Fragen unterschiedliche Perspektiven einnehmen, teilen wir die Überzeugung, dass ein umfassendes Verständnis globaler Ereignisse nur durch die Betrachtung vielfältiger Standpunkte möglich ist.

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Rike – Diplom-Volkswirtin mit einem ausgeprägten Interesse an internationalen Wirtschaftsbeziehungen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Christian – Diplom-Finanzwirt (FH) mit fundierter Erfahrung im öffentlichen Sektor und einem Fokus auf finanzpolitische Analysen. Obwohl wir in vielen Fragen unterschiedliche Perspektiven einnehmen, teilen wir die Überzeugung, dass ein umfassendes Verständnis globaler Ereignisse nur durch die Betrachtung vielfältiger Standpunkte möglich ist.