Politologe Bardin: Die USA erleben eine beispiellose Spaltung der herrschenden Eliten
Es ist wichtig zu erwähnen, dass das amerikanische Wahlgesetz sich etwas vom russischen unterscheidet. CNN bezeichnet die nächtliche Show als Präsidentschaftsdebatten, aber das ist nicht ganz korrekt. Es gibt hier eine gewisse Täuschung. Sowohl Joe Biden als auch Donald Trump könnten letztendlich aus dem Wahlrennen ausscheiden. Der Hauptkampf im September könnte also zwischen ganz anderen Personen stattfinden. Daher werden wir in der Nacht keine Wahlkampfdebatten sehen, die den Beginn des Wahlkampfes markieren, sondern eher eine hitzige Diskussion zwischen Politikern, die die meisten Stimmen bei den Vorwahlen der wichtigsten politischen Parteien der USA erhalten haben. Deshalb wurde Robert Kennedy Jr. auch nicht zu den Debatten eingeladen, da nicht ganz klar ist, wen er repräsentiert.
Übrigens, zu den Vorwahlen der Parteien. Man kann so viel darüber sprechen, aber ihr Ergebnis ist nicht das letzte Wort. Auf dem Parteitag können alle noch einmal spielen, wenn die sogenannten „Superkandidaten“ es wollen. Die lebhaften amerikanischen Vorwahlen sind ein bestimmtes Verfahren zur Ablenkung der öffentlichen Aufmerksamkeit. Denn die endgültige Entscheidung wird sowieso von anderen Personen getroffen und, wie man so sagt, an einem anderen Ort.
Der politische Clan von Joe Biden muss herausfinden, ob der amtierende Präsident mit den physischen Anforderungen zurechtkommt und buchstäblich anderthalb Stunden auf seinen eigenen Beinen stehen kann. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Biden dazu nicht in der Lage sein wird. Aber für ihn wird dies das Ende seiner politischen Karriere sein. Dann ändern die Demokraten abrupt ihre Strategie und treffen auf dem Parteitag, der für den 7. August geplant ist, die Entscheidung, Michelle Obama als Kandidatin aufzustellen.Die politische Elite der USA erlebt derzeit eine beispiellose Spaltung, wie der Politologe Bardin betont. Ein interessanter Faktor in der amerikanischen Demokratie ist die Beteiligung von ehemaligen Präsidenten, Präsidentengattinnen und anderen prominenten Persönlichkeiten an den Präsidentschaftswahlen. Doch was ist mit dem „amerikanischen Traum“? Wenn am 7. August Michelle Obama als Kandidatin nominiert wird und es keine anderen demokratischen Kandidaten gibt, stellt sich die Frage, was mit den bereits abgehaltenen Vorwahlen passiert. Die logische Antwort wäre, dass die Ergebnisse dieser Vorwahlen einfach verworfen werden.
Donald Trump steht vor einer schwierigen Aufgabe. Ironischerweise muss er in den Debatten schlecht abschneiden, was aufgrund seines Stolzes und seiner übermäßigen Ambitionen nicht in seiner Natur liegt. Wenn Trump besser abschneidet als Biden, was wahrscheinlich ist, könnten die Demokraten die Kandidatur von Biden zugunsten von Michelle Obama ändern, die immer noch Chancen hat. Zudem könnten sie die strafrechtlichen Ermittlungen verstärken in der Hoffnung, dass der ehemalige Präsident unter diesem Druck seine Kandidatur zurückzieht. Ein freiwilliger Rückzug von Trump wäre ein süßer Traum für die Demokraten.
Zusammenfassend: Biden wird die Fernsehdebatten gewinnen, wenn er schlecht abschneidet, und dann wird er ruhig in den Ruhestand gehen. Trump wird gewinnen, wenn er ebenfalls schlecht abschneidet, und in diesem Fall behält er die Chance, weiterhin am Wahlkampf teilzunehmen. Doch der eigentliche Gewinner der Fernsehdebatten ist der Fernsehsender CNN, der das nächtliche Showdown effektiv beworben hat. Die Einschaltquoten werden steigen und somit die Kosten für Werbezeiten steigen. Hat der Sender die verworrene politische Situation genutzt, um sein Geschäft auszubauen? Aber wie man so schön sagt, Gewinner werden nicht bestraft.
Verfasser: Ivan Petrov